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Das Pferd, als Eohippus, existiert seit über 50 Mio. Jahre. Seit ungefähr 20 Mio. Jahren ist es vom Waldbewohner zum Steppenbewohner geworden. Steppen sind karges und steiniges Land. Als Fluchttier musste das Pferd über diese steinige Böden fliehen, im Galopp, und hatte keine Probleme mit seinen Hufen. Das komplette Hufgelenk ist wortwörtlich für die Abfederung geschaffen. Bei starker Benutzung wächst es rapid nach, bei geringerer Abnutzung stellt das Wachstum fast ein. Wie konnte nur das Pferd die Millionen Jahre ohne Hufeisen überleben? Ohne Probleme, auf jedem Fall! Die Frage ist eher, wie kommt das Pferd mit dem Hufeisen überhaupt zurecht?

Der Huf hat ganz bestimmte Grundfunktionen:

  •     Fortbewegungsorgan
  •     Stossdämpfer
  •     Tastorgan
  •     Blutpumpe
  •     Isolationsschicht (Hornkapsel)
  •     Ausscheidungsorgan für Giftstoffe

Wird eine dieser Funktionen durch z.B. Hufeisen anlegen, verhindert, muss der Organismus des Pferdes diese Funktion kompensieren, d.h. ein anderes Organ muss dafür einspringen. Also wird dadurch eine Belastung, wenn nicht Überlastung, des Organes generiert.

Es gibt 3 wichtige Gründe wieso ein Pferd Barhuf laufen sollte:

1. Der Strahl dient als kleine Nebenanlage zum Herz wenn er auf dem Boden ankommt.

2. Die Abfäderung der Gelenke ist optimiert für das Pferd - ohne Hufeisen!

3. Die Zehen-Auffussung die fast immer durch das Anbringen von Hufeisen entsteht, verstärkt durch eine hohe Stellung der Trachten, erzeugen mit der Zeit die Hufrolle-Probleme (auch Strahlbein-Syndrom oder Podotrochlose genannt).

Ist der Huf von Eisen unbelastet, die Tragränder auf Sohlenhöhe, passiert bei jedem Schritt des Pferdes weiteres:

Das Pferd fusst auf den Ballen auf, dabei geht der Huf auf Ballenhöhen leicht auseinander, der Strahl und ein Teil der Sole bekommen Bodenkontakt. Stet das Pferd mit vollem Gewicht auf dem Huf, druckt der Strahl im Huf innere auf die Huflederhaut, dadurch muss das Blut entweichen und wird Richtung Herz förmlich gedruckt. Zur selben Zeit wird die Arterie mit der Blutzufuhr durch das Gewicht, leicht abgeklemmt. Es entsteht ein Unterdruck im Innere des Hufes, da das Blut nicht nachfliesst, welches, sobald das Pferd den Huf wieder aufhält, wie das Blut in den Huf saugt.

Diese Funktion vereinfacht den Stoffwechsel in den Hufen, saugt frisches Blut bis in die Hufspitze und transportiert das sauerstoffarme- und ablagerungsreiche Blut zurück zum Herz, ohne dass das Herz diese Aufgabe übernehmen muss. Auch Lymph- oder Sehnenflüssigkeiten werden so bis zur Zehenspitze ausgetauchst.

Das Pferdebein besitzt ab Wurzelgelenk kein Muskel, es ist auf diese Hufpumpe angewiesen, damit die Regeneration des Gewebe, der Knochen und der Gelenke sicher gestellt ist.

Trägt nun ein Pferd Eisen, ist diese Funktion beeinträchtigt. Die Zellenregeneration des Beins bis zum Huf sind leider reduziert, was zu viele Probleme führen kann.

Haben Sie schon die Temperaturunterschiede eines beschlagenen Hufes mit derjenige eines Barhuf-Pferdes gefühlt?

Der Huf ist ein sehr wichtiges Teil des Abfederungssystems des Pferdes, er spielt beim Auffussen die erste Rolle weil er, als erster, die Synektik der Bewegung auffängt. Luca Bein, Uni Zürich, hat bereits 1984 nachgewiesen dass ein beschlagenes Huf ca. 60-80% stärkeren Erschütterung ausgesetzt ist, als ein Huf ohne Hufeisen (also 60-80% weniger Stossdämpfung!).

Wie funktioniert diese Abfederung (eines unbeschlagenen Pferd) überhaupt?

In der Dynamic der Bewegung können 4 Phasen festgestellt werden:

Phase 1: die Annäherung zum Boden

Das Pferd bereitet sich, den Boden zu berühren. Dafür bringt er seine Ballen und sein Strahl in Position, damit er sich auf diese Abstützen kann. Je höher die Geschwindigkeit, je höher wird er seine Zehe aufnehmen, so dass er sich nur noch auf die Ballen auffängt, und damit den Rest des unteren Hufes schützt. Die Ballen sind mit einem dämpfenden und elastischen Gewebe ausgefüllt und nehmen bereits ein grosses Teil des Aufschlages entgegen.

Phase 2: den Aufschlag auf dem Boden

Der Huf schlägt auf dem Boden auf, verbreitet und spreizt sich. Die Ballen und den Strahl nehmen den Aufschlag entgegen.

Phase 3: den Halt und das Ausbalancieren

Der Fessel sinkt ab, die tiefe Beugesehne fängt die Energie auf, wie das Blatt einer Feder und gibt sie für den nächsten Schritt wieder frei.

Phase 4: den neuen Antrieb mit Energierückgewinnung

 

Ebenfalls erwähnenswert sind die elastische Konsistenz der Hornwände, des Strahls und der darüber liegenden Kissen, die "Verklettung" des Hufbeins in der Hufkapsel, damit dea Horn in wilde Galoppfluchten sich nicht vom Hufbein lösst, die Gelenke, Sehnen und Bänder der Beine.

Sehr viele Pferde fussen auf der Zehe auf, gerade bei den Vorderbeine. Dies ist oft der Fall bei beschlagenen Pferde oder Pferde die lange beschlagen waren und sich noch nicht den natürlichen Gang geeignet haben. Bei Barhuf-Pferde mit morphologischen Probleme kommt dies sehr selten auf. Wenn mann bedenkt, dass ein galopierendes Pferd etwa 1'000 Kg Gewicht pro Vorderhuf abferdern muss, wird einem klar, wie wichtig und gesund dieses komplette Huf-System für das Pferd sein sollte...  Leider werden die Pferde mit Eisen, fast immer mit der Zeit, Probleme an den Hufen bekommen: von ungenügende Hornqualität bis entzündete Probleme von Gelenke oder Hufe und schliesslich lahmlaufen.

Wieso ist die Zehen Auffussung so ein Problem?

Bei einer Zehenauffussung wird die komplette Energie der Bewegung durch die Spitze des Hufes aufgenommen. An dieser Spitze des Hufes sind nur wenige Millimeter Huflederhaut die das Horn des Hufes mit dem Hufbein trennen. Diese Lederhaut ist nicht geeignet für eine grössere Abfederung des Hufes, sie wird regelrecht geprallt und erzeugt Blutergüsse. Leider können sich oft diese Blutergüsse nicht resorbieren, da die Ursache sich immer wiederholt. Die Blutgefässe werden regelrecht von diese Blutergüsse verstopft, die Blutversorgung ist nicht mehr optimal... es entwickelt sich eine chronische Entzündung...